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Tresselt, M. (2009). Friedrich Schiller und die Demokratie. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53125-7
Tresselt, Matthias. Friedrich Schiller und die Demokratie. Duncker & Humblot, 2009. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53125-7
Tresselt, M (2009): Friedrich Schiller und die Demokratie, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53125-7

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Friedrich Schiller und die Demokratie

Tresselt, Matthias

Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht, Vol. 81

(2009)

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Abstract

Wie hat sich Schiller zur Demokratie verhalten? Obgleich politische und staatsrechtliche Debatten das Aufklärungszeitalter prägten und die Französische Revolution eine bedeutende Rolle im zeitgenössischen Denken spielte, ist Schillers Rechtsdenken, sind die Demokratiebezüge in seinem Werk bislang wenig, fast gar nicht beachtet worden. Hier setzt Matthias Tresselt mit seinem Buch an.

Der Gang der Darstellung orientiert sich an einem entpolitisierten Ideenbegriff der Demokratie, der sich von den parteipolitischen Vereinnahmungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts löst. Dieser Demokratiebegriff enthält den Freiheitsschutz der Bürger, die Teilhabe des Staatsbürgers an der Herrschaft (politische Gleichheit) sowie die internationalen Bezüge der Demokratie. In acht Abschnitten wirft der Autor jeweils ein zeitgenössisches Problem der Staatsrechtslehre auf und stellt dessen Verarbeitung in Schillers Werk dar. Diese acht Abschnitte sind drei Großkapiteln zugeordnet, in denen das Demokratieverständnis Schillers entfaltet wird.

Mit Blick auf das dramatische und historiographische Werk zeigt der Verfasser Schillers stete Fixierung auf den Menschen und seine Vorstellung, das Wohl der Gesamtheit hänge vom Schicksal des Einzelnen ab. Schiller legitimiere den Staat vom Individuum her - ein erster wichtiger Schritt in Richtung Demokratie. Tresselt resümiert, Schiller sei - anders als bisher angenommen - ein demokratischer Denker gewesen, der mit der Demokratie und ihrer Struktur vertraut war, ihr offen gegenüber stand und sie unter bestimmten, insbesondere ethischen Voraussetzungen für möglich und erstrebenswert hielt.
The subject of this study is democratic political thought in the dramatic and historiographic opus of Friedrich Schiller (1759-1805). The study situates the references to democracy in Schiller's work against the historical backgrounds of German territorial absolutism and the French Revolution, and evaluates them on the basis of a »modern concept of democracy«. The study is divided into three main chapters. In chapter one, the author shows that Schiller understood, illustrated and called for the »substance« of democracy, i.e. security, self-determination and citizens' rights of individual liberty. Similarly to Humboldt, the author argues, Schiller considered citizens' self-determination to be the origin of individual and cultural progress. The author discusses in detail the significance of individual liberty rights and human rights in Schiller's work, examining in particular the principles of communication and justice in $aDon Karlos$z and $aMaria Stuart$z. In addition, the author points out parallels to Kant's concept of human dignity. In chapter two, the author asks whether Schiller was familiar with the »structure« of democracy, i.e. with the political equality of citizens. The author advances the opinion that democratic structures are latent in Schiller's work, but are not realised in the modern sense. Schiller, it is argued, considered political equality possible and wished it to materialise as a form of governance for future generations. However, democracy for Schiller was possible only under certain prerequisites. In demonstrating this, the author distinguishes between legal prerequisites (representation, independence of the citizens and members of parliament) and ethical prerequisites (political maturity). In chapter three, the author highlights the »universality« of democracy, i.e. the references to European and international law in Schiller's work. The author concludes that Schiller was a European thinker who apprehended the protection of civic liberty, particularly freedom of religion, as the core of a European identity. Moreover, Schiller spoke in support of peace in Europe and a balance of power between the European states. The author argues that ultimately, Schiller followed Hugo Grotius in advocating a humanitarian form of international law.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 11
1. Fragestellung und Ziel der Untersuchung 11
2. Methode 13
3. Gang der Darstellung 20
1. Kapitel: Die Substanz der Demokratie: Sicherheit, Selbstbestimmung und Menschenrechte 22
I. Sicherheit als Ausgangspunkt des Staatsdenkens: Staatsgewalt als Mindestbedingung einer demokratischen Gesellschaftsordnung in den Räubern 22
1. Das staatsrechtliche Thema der Räuber: Anarchie oder Verfassungsordnung? 22
2. Das Räubermotiv als Symbol fehlender Staatlichkeit 24
3. Schillers Abneigung gegenüber der anarchistischen Denkart Franz Moors 25
4. Die Selbstjustiz Karl Moors als verfehlte Strategie der Staatsverbesserung 27
5. Staatlichkeit und Staatsgewalt als Mindestbedingung einer demokratischen Gesellschaftsordnung 29
II. Selbstbestimmung als Staats- und Regierungszweck: Die Ausbildung aller menschlichen Kräfte in der Gesetzgebung des Lykurgus und Solon 30
1. Die Frage nach der „Glückseligkeit“ als Staatsaufgabe im Zeitalter des Absolutismus in Deutschland 30
a) „Glückseligkeit“ als Staatszweck im deutschen Territorialabsolutismus 30
b) Naturrecht, Polizei- und Kameralwissenschaften 31
c) Kritische Stimmen in Literatur und Publizistik 33
2. Schillers Kritik am Polizei- und Wohlfahrtsstaat: Beispiele aus den Räubern, Kabale und Liebe und Don Karlos 33
a) Einzelne Aspekte von Schillers Kritik am Bevormundungsstaat 33
b) Generalkritik am Staatszweck „Glückseligkeit“: Don Karlos 36
3. Das Gegenmodell: Gründung und Regierung einer menschlichen Gesellschaftsordnung in der Gesetzgebung des Lykurgus und Solon 39
a) Die Gründung einer humanistischen Gesellschaftsordnung 39
b) Die Regierung eines humanistischen Staates 41
4. Die demokratische Komponente des humanistischen Staatsgedankens 43
III. Menschen- und Bürgerrechte: Freiheitsschutz als Kern einer demokratischen Gesellschaftsordnung in Don Karlos und in Maria Stuart 45
1. Die Bürger- und Menschenrechte am Ende des 18. Jahrhunderts: Verfassungsrechtliche Tendenzen, rechtsliterarische Strömungen 45
2. Achtung der Menschenwürde, Freiheits- und Gleichheitsrechte des Bürgers im Don Karlos 48
a) Die Menschenwürde als Ausgangspunkt des anthropozentrischen Staatsdenkens 48
b) Meinungs- und Pressefreiheit: „Gedankenfreiheit“ als Forderung nach Öffentlichkeit 51
c) Religions- und Gewissensfreiheit: „Gedankenfreiheit“ als Toleranzforderung 55
3. Die Rechte des Bürgers in gerichtlichen Verfahren: Maria Stuart 58
a) Rechte des Inhaftierten: Maria Stuarts Gefangenschaft und die Verletzung des Gastrechts 58
b) Prozessuale Rechte des Angeklagten: Maria und der Hochverratsprozess 62
c) Mögliche Rechtfertigungen für Elisabeths Urteil 64
d) Grundrechtssicherung: Die Forderung nach Gesetzesbindung und Gewaltenteilung 67
e) Der Konflikt zwischen Humanität und Todesstrafe 70
2. Kapitel: Die Struktur der Demokratie: Möglichkeiten, Voraussetzungen und Durchsetzung 76
IV. Demokratie als Möglichkeit: Der Weg zu einer funktionierenden Demokratie in Schillers Tragödien von den Räubern bis zum Wilhelm Tell 76
1. Demokratie als Staats- und Herrschaftsform am Ende des 18. Jahrhunderts 76
2. Die Mehrheitskritik in Schillers Tragödien als verfehltes Indiz einer „antidemokratischen“ Haltung Schillers 77
3. Die Forderung nach Gleichheit vor dem Gesetz in Schillers frühen Dichtungen als Ausdruck einer demokratischen Gesinnung 80
a) Karl Moors Umverteilungsstrategie in den Räubern 80
b) Privilegienfrage und Standesunterschiede in Kabale und Liebe 82
c) Die „gleich ehrwürdge(n) Rechte“ der Bürger im Don Karlos 86
4. Politische Teilhabe an der staatlichen Willensbildung: Don Karlos 88
5. Illustration einer funktionierenden Demokratie im Wilhelm Tell 92
V. Voraussetzungen der Demokratie: Die juristischen und ethischen Vorbedingungen der Demokratie in den historischen und theoretischen Schriften vom Abfall der Niederlande bis zu den Briefen über die Ästhetische Erziehung des Menschen 95
1. Die juristischen Voraussetzungen der Demokratie: Repräsentation und Unabhängigkeit der Abgeordneten 95
a) Repräsentation 95
b) Unabhängigkeit der Volksvertreter 105
2. Die ethische Voraussetzung der Demokratie: Politische Mündigkeit 109
a) Die Notwendigkeit und historische Eingebundenheit der politischen Mündigkeit 109
b) Herstellung der politischen Mündigkeit durch ästhetische Erziehung des Menschen 111
c) Die ästhetische Erziehung im Prozess der Aufklärung 113
3. Demokratie als Idealform einer zukünftigen Gesellschaft 120
VI. Durchsetzung der Demokratie: Das Widerstandsrecht im Wilhelm Tell 122
1. Schillers Revolutionskritik als Ausgangspunkt für das Tell-Drama 122
2. Die Zulässigkeit des gewaltsamen Widerstands im Wilhelm Tell: Widerstand als Notwehr- und Menschenrecht 125
3. Der Rütli-Bund als Möglichkeit einer leidenschaftslosen Erhebung 134
4. Der Rechtsfortschritt im Wilhelm Tell als historisches Gegenmodell zur französischen Revolution 136
3. Kapitel: Die Universalität der Demokratie: Europäertum und Völkerrechtsdenken 141
VII. Europäertum: Europäische Identität und europäischer Frieden 141
1. Schiller im Spannungsfeld von Nation und Europa 141
a) Schiller als Nationaldichter? 141
b) Schiller als Kulturpatriot 143
2. Europäische Identität: Kulturelle Vielfalt und politische Freiheit 145
a) Kulturelle Vielfalt 145
b) Europäische Freiheit und Menschenrechte als wesentliche Bestandteile einer europäischen Identität 146
3. Sicherung der europäischen Idee durch eine europäische Friedensordnung: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges 148
a) Europa als politische Schicksalsgemeinschaft 148
b) Das Gleichgewicht der Mächte als wichtigste Voraussetzung für den europäischen Frieden 150
c) Manifestation des europäischen Gleichgewichts durch stabile völkerrechtliche Verträge: Prager Frieden 1635 – Westfälischer Frieden 1648 152
VIII. Völkerrechtsdenken: Humanitäres Kriegsrecht und soldatischer Gehorsam 155
1. Schiller als Vertreter eines humanitären Völkerrechts: Wallensteins Lager, Jungfrau von Orleans, Dreißigjähriger Krieg 155
a) Die Verrechtlichung des Krieges: Wallensteins Lager und die Parallele zu den Räubern 155
b) Mitleid und Menschlichkeit im Krieg: Johannas Kriegsbegegnungen in der Jungfrau von Orleans 159
c) Die Regeln der Kriegsführung: Die kaiserlichen Generäle und Gustav Adolf im Dreißigjährigen Krieg 162
2. Die Grenzen soldatischer Gehorsamspflicht: Wallenstein als historische und dramatische Figur 165
a) Anklage und Urteil: Wallensteins Ungehorsam als Hochverrat an der kaiserlichen Krone 165
b) Der Vertrag zwischen Wallenstein und Kaiser Ferdinand II. als Rechtfertigungsgrund? 167
c) Die Friedenspläne Wallensteins als Rechtfertigungsgrund? 169
d) Vorrang der charismatischen Soldatenordnung vor der dynastischen Kaiserordnung? 171
e) Gerechtigkeit für Wallenstein? 174
Schluss: Zusammenfassung, Würdigung und Ausblick 176
Literaturverzeichnis 192
1. Primärliteratur 192
2. Sekundärliteratur 193
3. Tertiärliteratur 198
Sachverzeichnis 208