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Valerius, B. (2011). Kultur und Strafrecht. Die Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen in der deutschen Strafrechtsdogmatik. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53261-2
Valerius, Brian. Kultur und Strafrecht: Die Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen in der deutschen Strafrechtsdogmatik. Duncker & Humblot, 2011. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53261-2
Valerius, B (2011): Kultur und Strafrecht: Die Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen in der deutschen Strafrechtsdogmatik, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53261-2

Format

Kultur und Strafrecht

Die Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen in der deutschen Strafrechtsdogmatik

Valerius, Brian

Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 230

(2011)

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About The Author

Brian Valerius, Jahrgang 1974, ist Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Bayreuth. Er studierte Rechtswissenschaft in Würzburg und absolvierte dort das Referendariat, bevor 2004 die Promotion folgte. 2009 wurde ihm aufgrund der Habilitationsschrift »Kultur und Strafrecht« die Lehrbefugnis für Strafrecht, Strafprozessrecht, Europäisches und Internationales Strafrecht sowie Wirtschaftsstrafrecht erteilt. Nach Lehrstuhlvertretungen in Frankfurt (Oder) und Frankfurt am Main sowie Köln wurde er 2011 an die Universität Bayreuth berufen.

Abstract

Berührungen mit anderen Kulturen zählen zum privaten und beruflichen Alltag, verlaufen aber aufgrund der mitunter erheblichen Unterschiede nicht immer friedlich und harmonisch. Die zunehmenden kulturellen Konflikte zu entschärfen und zu verringern, bildet eine der wesentlichen derzeitigen Aufgaben für Politik und Gesellschaft, stellt aber auch für die Rechtswissenschaft eine Herausforderung dar. Die vorliegende Arbeit untersucht insbesondere, wie kulturelle Wertvorstellungen im derzeitigen Recht zu berücksichtigen sind, und nimmt dabei unter anderem Stellung zur Strafbarkeit von Ehrenmorden und zur Zulässigkeit der Zirkumzision. Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, trotz oder wegen der gesellschaftlichen Multikulturalität auf einen einheitlichen Bewertungsmaßstab abstellen zu müssen. Bei dessen Anwendung bleiben aber die Vorstellungen des Einzelnen als Bewertungsgrundlage heranzuziehen, soweit dies das geltende Recht durch kulturoffene Merkmale gestattet.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 13
Abkürzungsverzeichnis 21
Teil 1: Grundlagen 27
Kapitel 1: Kultur und Strafrecht 27
I. „Kultur“ und Strafrecht 27
1. Zum Kulturbegriff 27
2. Einzelne Charakteristika der Kultur 32
a) (Binnen-)Vielgestaltigkeit der Kulturen 33
b) Kultur als wertfreier Begriff 36
c) Akzeptanz und Dauerhaftigkeit der Kultur 37
II. Kultur „und“ Strafrecht 38
III. Kultur und „Recht“ 39
1. Kultur und öffentliches Recht 39
a) Kruzifix-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 16. Mai 1995 40
b) Kopftuch-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24. September 2003 43
2. Kultur und Zivilrecht 48
3. Kultur und Strafrecht 51
a) Unterschiedliche Wertvorstellungen und Strafvorschriften 51
b) Internationale und intranationale kulturelle Konflikte 54
c) Berücksichtigung kultureller Konflikte im deutschen Strafrecht 55
Teil 2: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen im Besonderen Teil des StGB 59
Kapitel 2: Kulturoffene Tatbestandsmerkmale 59
I. Grundlagen 59
II. Mordmerkmal „(sonst) aus niedrigen Beweggründen“ 60
1. Das Phänomen der Ehrenmorde 60
2. Rechtliche Beurteilung der Ehrenmorde 66
a) Grundlagen 67
b) Die Behandlung in der Rechtsprechung 72
aa) Erste Phase: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen bei der „sittlichen Bewertung der Tat“ 72
bb) Zweite Phase: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen bei der Subsumtion unter das Mordmerkmal „aus niedrigen Beweggründen“ 74
cc) Dritte Phase: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen auf der subjektiven Tatseite 76
dd) Zusammenfassung 80
c) Die Behandlung in der Literatur 81
3. Stellungnahme 82
a) Zum Meinungsstand 82
b) Objektive Voraussetzungen des Mordmerkmals „aus niedrigen Beweggründen“ 83
aa) Bewertungsmaßstab 83
bb) Bewertungsgrundlage 88
cc) Ergebnis 90
c) Subjektive Seite eines Mordes aus niedrigen Beweggründen 92
aa) Kenntnis der Beweggründe 92
bb) Beherrschbarkeit der (niedrigen) Beweggründe 94
cc) Unrechtsbewusstsein 95
d) Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen bei der Rechtsfolgenlösung 99
4. Zusammenfassung 104
III. Zumutbarkeit im Sinne des § 323c StGB 106
1. Die Behandlung in der Rechtsprechung 106
a) Urteil des OLG Hamm vom 10. Oktober 1967 106
b) Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Oktober 1971 108
c) Urteil des LG Mannheim vom 3. Mai 1990 110
2. Stellungnahme 111
IV. Fazit 114
Kapitel 3: Kulturoffene Rechtsgüter am Beispiel der Ehre 116
I. Kulturoffene Tatbestandsmerkmale und kulturoffene Rechtsgüter 116
II. Exkurs: Universale und kulturoffene Rechtsgüter 117
1. Auf dem Weg zu einem Weltstrafrecht? 117
2. Menschenrechte und Rechtsevolution 118
3. Kollision strafrechtlicher Schutzgüter 122
III. Die Ehre als kulturoffenes Rechtsgut? 124
1. Die Bedeutung der Ehre in Deutschland 124
2. Der strafrechtliche Schutz der Ehre in anderen Staaten und Kulturen 127
3. Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen beim Rechtsgut „Ehre“ 129
IV. Kulturoffene Tatbestandsmerkmale bei den Ehrverletzungsdelikten 131
1. Kulturelle Missverständnisse 131
2. Auslegung mehrdeutiger Äußerungen 132
a) Ermittlung des Sinngehalts einer Aussage 132
b) Irrtumsfälle 134
3. Öffentlichkeit und Multikulturalität 135
V. Zusammenfassung 137
Teil 3: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen im Allgemeinen Teil des StGB 139
Kapitel 4: Rechtswidrigkeit 139
I. Grundlagen 139
II. Schutz von Rechtsgütern und kulturelle Wertvorstellungen 140
1. Allgemeines 140
2. Notwehr- und Notstandslage 140
3. Notwehr- und Notstandshandlung 143
4. Irrtümer 145
III. Kulturell motivierte Einwilligung in die Verletzung von Rechtsgütern 147
1. Dispositionsbefugnis über das betroffene Rechtsgut 147
a) Unverfügbarkeit des Rechtsguts Leben 147
b) Einwilligung in Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit Dritter am Beispiel der Beschneidung von Kindern 149
aa) Erscheinungsformen und Hintergründe der Beschneidung 149
bb) Beschneidung als Körperverletzung 151
cc) Einwilligung der Eltern in die Beschneidung 152
2. Sittenwidrigkeit der Tat gemäß § 228 StGB 159
IV. Kulturelle Wertvorstellungen als Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgrund 160
1. Glaubens- und Gewissensfreiheit nach Art. 4 Abs. 1 GG 161
a) Grundlagen 161
b) Zum Meinungsstand 162
c) Stellungnahme 163
d) Ergebnis 168
2. Kulturelle Wertvorstellungen als eigenständiger Rechtfertigungs- oder Entschuldigungsgrund? 169
V. Zusammenfassung 170
Kapitel 5: Unrechtsbewusstsein 171
I. Grundlagen 171
II. Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen 173
1. Allgemeines 173
2. Die Behandlung in der Rechtsprechung 175
3. Die Behandlung in der Literatur 178
4. Stellungnahme 180
a) Kulturelle Wertvorstellungen und Unrechtsbewusstsein 180
b) Gegenstand des Unrechtsbewusstseins 180
c) Kulturoffene Aspekte des Unrechtsbewusstseins 184
aa) Unrechtseinsicht 184
bb) Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums 186
(1) Grundlagen 186
(2) Kulturelle Vorstellungen und Gewissensanspannung 187
(3) Erkundigungspflicht von Angehörigen anderer Kulturkreise 188
d) Ausblick: Kultureller Dialog und Unrechtsbewusstsein 192
III. Grenzüberschreitende Straftaten und Unrechtsbewusstsein 193
1. Allgemeines 193
2. Die Behandlung in der Rechtsprechung 194
3. Die Behandlung in der Literatur 196
4. Stellungnahme 198
IV. Zusammenfassung 201
Kapitel 6: Strafanwendungsrecht 203
I. Grundlagen 203
1. Strafanwendungsrecht und kulturelle Konflikte 203
2. Rechtliche Behandlung grenzüberschreitender Sachverhalte 206
a) Distanzdelikte 206
b) Multiterritoriale Delikte 208
c) Grenzüberschreitende Beteiligung an einer Straftat 209
II. Begehungsort bei abstrakten Gefährdungsdelikten 212
1. Problemstellung 212
2. Extensive Auslegung des Handlungsortes 213
a) Ansatz aus der Rechtsprechung: Urteil des KG vom 16. März 1999 213
b) Ansätze aus der Literatur 217
3. Erfolgsort bei abstrakten Gefährdungsdelikten 217
a) Ansatz aus der Rechtsprechung: Urteil des Bundesgerichtshofs vom 12. Dezember 2000 (Fall Toeben) 217
b) Ansätze aus der Literatur 221
aa) Abrufbarkeit von Inhalten als Erfolg 221
bb) Tathandlungserfolg als Erfolg im Sinne des § 9 Abs. 1 StGB 221
cc) Erfolgsort bei abstrakten Gefährdungsdelikten 223
4. Stellungnahme 224
a) Zur extensiven Auslegung des Handlungsortes 224
aa) Gemeinsamkeiten der vertretenen Ansätze 224
bb) Einwände gegen das Urteil des KG vom 16. März 1999 225
cc) Einwände gegen den Ansatz Cornils’ 228
b) Zum Erfolgsort bei abstrakten Gefährdungsdelikten 230
aa) Gemeinsamkeiten der vertretenen Ansätze und erste Einwände 230
bb) Tathandlungserfolg als Erfolg im Sinne des § 9 Abs. 1 StGB 233
cc) Mögliche Entfaltung der Gefährlichkeit einer Tat als Erfolg 234
dd) Abrufbarkeit von Inhalten als Erfolg 236
ee) Abstrakte Gefahr als Erfolg 236
c) Zusammenfassung und eigener Ansatz 237
III. Anwendbarkeit mehrerer nationaler Strafrechtsordnungen 241
1. Problemstellung 241
2. Ansatz aus der Rechtsprechung 243
a) Urteil des Bundesgerichtshofs vom 12. Dezember 2000 (Fall Toeben) 243
b) Anmerkungen 243
3. Begrenzungsvorschläge der Literatur 247
a) Territorialer Bezug zum Inland 248
b) Anlehnung an die Anknüpfungspunkte des § 7 StGB 253
c) Anwendung des Herkunftslandprinzips 254
4. Stellungnahme 255
a) Völkerrechtlicher Nichteinmischungsgrundsatz 255
b) Handlungsort als primärer Anknüpfungspunkt 257
c) Rekurs auf das Recht des Handlungsortes 258
d) Zusammenfassung und Fazit 260
IV. Beteiligung an grenzüberschreitenden Straftaten 262
1. Allgemeines 262
2. Grenzüberschreitende Täterschaft 263
a) Grundlagen 263
b) Mittäterschaft 265
aa) Herrschende Auffassung 265
bb) Stellungnahme 267
(1) Auslegung des § 9 Abs. 1 StGB 267
(2) Folgen der wechselseitigen Zurechnung 268
(3) Rechtfertigung der wechselseitigen Zurechnung von Handlungsorten 270
(4) Restriktive Interpretation des § 9 StGB 271
c) Mittelbare Täterschaft 273
3. Grenzüberschreitende Teilnahme 275
a) Grundlagen 275
b) Zur Regelung des § 9 Abs. 2 Satz 1 StGB 276
c) Zur Regelung des § 9 Abs. 2 Satz 2 StGB 279
V. Zusammenfassung 283
Teil 4: Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen auf der Rechtsfolgenseite der Tat 286
Kapitel 7: Strafzumessung 286
I. Grundlagen 286
II. Kulturelle Anschauungen als Strafzumessungsgrund 287
1. Allgemeines 287
2. Einzelne Strafzumessungsfaktoren 288
a) Fremde Staatsangehörigkeit 288
b) Zugehörigkeit zu einem fremden Kulturkreis 291
c) Kulturbedingte Abweichungen in der Bewertung des Tatunrechts 291
d) Erschwerte Normbefolgung 294
e) Strafzumessungsfaktoren des § 46 Abs. 2 Satz 2 StGB 296
f) Erwägungen außerhalb der Schuld 299
aa) Strafempfindlichkeit 300
bb) Ausländerrechtliche Konsequenzen 302
cc) Generalpräventive Erwägungen 305
3. Rechtsfolgen 307
a) Strafrahmenwahl und Strafzumessung im Einzelnen 307
b) Strafaussetzung zur Bewährung 310
III. Zusammenfassung 312
Teil 5: Schutz kultureller Wertvorstellungen durch das Strafrecht 314
Kapitel 8: Bestandsaufnahme 314
I. Einleitung 314
1. Karikaturen des Propheten Mohammed in europäischen Tageszeitungen 315
2. Ausstrahlung der Zeichentrickserie „Popetown“ 317
3. Problemlage 318
II. Schutz kultureller Wertvorstellungen durch das deutsche Strafrecht 320
1. Allgemeines 320
2. Straftatbestände zum Schutz kultureller Wertvorstellungen 323
a) Moralische Anschauungen und sittliche Werte 323
b) Schutz vor unerwünschter Konfrontation 327
c) Schutz vor Schriften mit unerwünschten Inhalten 328
d) Schutz von Religion und Pietät 332
III. Insbesondere: Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen (§ 166 StGB) 334
1. Tatobjekte 334
2. Tathandlung 337
3. Bedeutung der Vorschrift 339
Kapitel 9: Sicherung von Toleranz durch das Strafrecht? 339
I. Der Ruf nach Strafrecht 339
1. Allheilmittel „Strafrecht“ 339
2. Das Beispiel des § 166 StGB 340
a) Gesetzgebungsgeschichte 340
b) Geschütztes Rechtsgut 342
c) Änderungsbestrebungen 343
aa) Vorschläge einer Erweiterung des § 166 StGB 343
bb) Vorschläge einer Streichung des § 166 StGB 348
II. Stellungnahme 350
1. Bemerkenswertes zu den Änderungsvorschlägen 350
2. Rechtsgut und Ausgestaltung des § 166 StGB 353
a) Bisherige Fassungen der Vorschrift 353
aa) Gott als schützenswertes Rechtsgut 353
bb) Religiöse Gefühle 355
cc) Öffentlicher Frieden 357
b) Reformgedanken 361
aa) Streichung der Friedensschutzklausel 361
bb) Gesetzliche Auslegungshilfe für den öffentlichen Frieden 363
cc) Personalisiertes Rechtsgut 366
dd) Religiöse und weltanschauliche Toleranz als Schutzgut? 368
(1) Gebot der Toleranz im Sinne gegenseitiger Rücksichtnahme 368
(2) Rückgriff auf das Strafrecht zur Bekämpfung unliebsamer Äußerungen? 371
ee) Zwischenergebnis 375
c) Folgen für die Auslegung des § 166 StGB 376
III. Zusammenfassung 380
Teil 6: Zusammenfassung 382
Literaturverzeichnis 388
Sachverzeichnis 419