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Schmidt, A. (2012). Strafe und Versöhnung. Eine moral- und rechtsphilosophische Analyse von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Formen unserer Praxis. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53820-1
Schmidt, Anja. Strafe und Versöhnung: Eine moral- und rechtsphilosophische Analyse von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Formen unserer Praxis. Duncker & Humblot, 2012. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53820-1
Schmidt, A (2012): Strafe und Versöhnung: Eine moral- und rechtsphilosophische Analyse von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Formen unserer Praxis, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53820-1

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Strafe und Versöhnung

Eine moral- und rechtsphilosophische Analyse von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Formen unserer Praxis

Schmidt, Anja

Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 261

(2012)

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About The Author

Anja Schmidt ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie an der Juristenfakultät der Universität Leipzig tätig. Sie forscht in den Bereichen des Strafrechts, der praktischen Philosophie und der Geschlechterkritik. Neben ihrer Dissertation hat sie unter anderem zu Geschlechterrollen und Selbstständigkeit sowie zur geschlechterkritischen Sicht auf die Grundannahmen des Rechts und auf die rechtliche Regelung von Geschlecht und Sexualität veröffentlicht.

Abstract

In der Untersuchung wird der vernünftige Sinn von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich philosophisch fundiert analysiert. Dabei wurde ein holistischer Ansatz gewählt, weil sich mit ihm nicht nur Rechtsinstitute wie die Strafe, sondern auch rechtlich nicht unmittelbar regelbare Formen wie der Täter-Opfer-Ausgleich verstehen lassen. Die Strafe wird als staatlich-einseitig festgestellte Minderung des Täters in seinem Rechtsstatus zur rechtlichen Bewältigung einer Straftat verstanden. Der Täter-Opfer-Ausgleich wird als eine Form der unmittelbar-persönlichen Tatbewältigung zwischen Täter und Opfer im Weg eines Versöhnungsprozesses erläutert, die zwar rechtlich nicht erzwungen, aber in ihren Bedingungen rechtlich abgesichert werden kann, zum Beispiel hinsichtlich der Einrichtung zuständiger Stellen. Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich sind demnach eigenständige Formen der Bewältigung einer Straftat, können aber zueinander in Beziehung gesetzt werden. In der abschließenden Kritik des § 46a Nr. 1 StGB wird vorgeschlagen, diese Norm systematisch-teleologisch einschränkend auszulegen und den Täter-Opfer-Ausgleich rechtlich eigenständig zur Absicherung seiner Bedingungen zu regeln. Wichtiges Anliegen der Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass die Rolle des Opfers bei der Bewältigung einer Straftat weiter gestärkt werden muss. Dafür müssen unmittelbar-persönliche Bewältigungsprozesse wie Versöhnung in den Fokus rechtlicher und ethisch-moralischer Theorie und Praxis rücken, weil sie angesichts der sich immer wieder verwirklichenden menschlichen Fehlbarkeit zentral für unser Miteinander sind.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 18
I. Kapitel: Einführung 21
1. Ausgangssituation 21
2. Fragestellung und Verortung im Forschungsfeld 25
3. Methode 30
a) Aufgabe der Philosophie nach Thomas Rentsch 30
b) Methode des Philosophierens nach Thomas Rentsch 31
aa) Hermeneutisch 31
bb) Beschreibend (phänomenologisch) und praktisch (pragmatisch) 32
cc) Transzendental 33
dd) Aufweis der Grundzüge der Lebenswelt in paradigmatischer Praxisanalyse 34
c) Philosophische Analyse von Praxisformen oder Interexistentialanalyse 37
4. Gang der Untersuchung 40
II. Kapitel: Moralität oder das Beurteilen von Praxisformen 42
1. Kritik des Prüfverfahrens des kategorischen Imperativs 42
a) Prüfverfahren des kategorischen Imperativs 42
b) Einwand des „leeren Formalismus“ 43
c) Einwand des Rigorismus 47
d) Einwand des idealen Sollens 48
e) Unzureichende Ausformung des Aspekts der Vorgängigkeit von Praxisformen 49
f) Zusammenfassung 50
2. Konstitution der Moralität nach Thomas Rentsch 51
a) Vorgängigkeit gelebter Praxisformen 51
b) Grundzüge der Lebenswelt als Rationalitätskriterien für praktisches Urteilen 52
aa) Lebenswelt 52
bb) Gleichursprüngliche Grundzüge der Lebenswelt als Rationalitätskriterien 53
cc) Vernunft und Grundzüge der Lebenswelt 55
c) Grundzüge der Lebenswelt 56
aa) Situationalität 56
bb) Selbstverhältnis I: Existenz 57
cc) Wirklichkeit, Sinngetragenheit und Sprachlichkeit 59
dd) Gemeinsamkeit oder Interexistentialität 61
ee) Selbstverhältnis II: Einsamkeit 63
ff) Leiblichkeit, Empfinden und naturale Getragenheit 64
gg) Räumlichkeit und Zeitlichkeit 66
hh) Möglichkeit und Begrenztheit (Endlichkeit) 67
ii) Selbstverhältnis III: Existenz als Selbstständige 68
(1) Selbstständigkeit als Neubeginn innerhalb einer vorgängigen Praxis 68
(2) Praktische Sinnentwürfe und Rationalitätskriterien 71
(3) Fehlbarkeit und Paradox menschlicher Selbstständigkeit 73
(4) Ausrichtung der Sinngestalten auf Erfüllung 76
(5) Praxisformen als spezifische komplexe Sinngestalten 77
(6) Praktische Sinngestalten als kommunikative Interexistentiale 78
jj) Interexistenz und Existenz (interexistentielle Abhängigkeit und Achtung) 79
kk) singuläre Totalität 81
ll) Fragilität 84
mm) Asymmetrie (Dominanz oder Herrschaft) 85
(1) Gründe für die Asymmetrie der Lebensverhältnisse, Macht und Gewalt 85
(2) Recht als auf die Asymmetrie der Lebensverhältnisse bezogene Praxisform 86
(a) Recht als ursprüngliche Praxisform und Gerechtigkeit 86
(b) Kriterien für gerechtes Recht 87
(c) Gewaltmonopol des Staates 89
(d) Strafrecht 90
nn) Zusammenfassung 90
d) Moralität als einsichtsgetragenes Verhalten 91
aa) Moralität als Verhalten aus Pflicht? 91
bb) Sinn der Rede von der Pflicht zu einem bestimmten Verhalten 93
cc) Bedeutung für die Grenzen rechtlicher Regelbarkeit 95
3. Verwobenheit von Faktizität und Normativität sowie naturalistischer Fehlschluss 97
4. Zusammenfassung 99
III. Kapitel: Straftat 101
1. Straftat als kommunikatives Interexistential und ursprüngliche Praxisform sowie Methode der Analyse 101
2. Erläuterung des vernünftigen Sinns des Interexistentials der Straftat 103
a) Paradigmen und Strömungen in der wissenschaftlichen Diskussion um den Straftatbegriff 103
aa) Positives Recht 103
bb) Straftat als spezifische Verletzung des Rechts (materiale Verbrechensbegriffe) 105
cc) Straftat als Konflikt 107
dd) Straftat als Konflikt und spezifische Verletzung des Rechts 108
b) Erläuterung des vernünftigen Sinns des Interexistentials der Straftat als spezifisch rechtlich verbotene existentiell-missachtende Verletzung 110
aa) Straftat als singuläre Totalität 110
bb) Unmittelbar-persönliche, rechtlich eingehegte Ebene der Straftat im Hinblick auf den Täter-Opfer-Ausgleich 112
(1) Missachtende Verletzung durch einen Menschen 112
(a) Als Ausdruck der selbstständigen Weltgestaltung durch den Täter 112
(b) Als Gestaltung des wechselseitigen Verhältnisses als Missachtung 114
(c) Als Gestaltung des eigenen Lebens 117
(2) Existentielle Verletzung eines Menschen 117
(a) Missachtung des Opfers als in der Selbstorientierung Gleiches 117
(b) Leiblichkeit 120
(c) Zugeordnete Bereiche gemeinsamer Wirklichkeit 122
(d) Existentielle Verletzung 123
(3) Das strafrechtliche Verbot als rechtliche Einhegung der unmittelbar persönlichen Ebene (rechtlich ausgeformtes Anerkennungsgeflecht) 126
cc) Ebene der Straftat als Missachtung des Rechts, soweit sie mit Strafe rechtlich bewältigt werden kann 129
dd) Sinn der Unterscheidung zwischen der rechtlich eingehegten unmittelbar-persönlichen Verletzungsdimension und der Dimension der Missachtung des Rechts 133
ee) Wirklichkeit von Straftaten als unumkehrbare und je einzigartige Gestaltungen des gemeinsamen Lebens mit Wirkung für die Zukunft 135
3. Zusammenfassung 137
IV. Kapitel: Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Formen der Bewältigung von Straftaten 138
1. Bewältigung von Straftaten als unumkehrbar Geschehenes 138
a) Wiedergutmachung der Tat? 138
b) Tatbewältigung und das Paradox der Selbstständigkeit 139
2. Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als kommunikative Interexistentiale und ursprüngliche Praxisformen 141
a) Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als kommunikative Interexistentiale 141
b) Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als ursprüngliche Praxisformen 142
c) Methode der Analyse 145
3. Vernünftiger Sinn von Strafe 145
a) Strafe in der Rechtspraxis 145
b) Strömungen in der wissenschaftlichen Diskussion um den Begriff der Strafe 147
aa) Tatorientierte (absolute) Straftheorien 148
(1) Wiedervergeltung 148
(2) Wiedervergeltung im Wert 149
(3) Aspekte kritischer Analyse 150
bb) präventive (relative) Straftheorien 152
(1) Generalpräventiv 152
(2) Spezialpräventiv 153
(3) Aspekte kritischer Analyse 154
cc) Abschaffung des Strafens 155
(1) Darstellung der Theorie 155
(2) Aspekte kritischer Analyse 156
dd) Sühnefunktion der Strafe 158
ee) Verschiedene Elemente vereinigende Theorien 159
(1) § 46 I StGB und der seiner Anwendung zugrunde liegende Vereinigungsgedanke 160
(a) Darstellung 160
(b) Aspekte kritischer Analyse 161
(2) Wiederherstellung des Rechts als Recht mit Integration präventiver Zwecke nach Michael Köhler 162
(a) Zum Letztbegründungsanspruch der Theorie 162
(b) Darstellung der Inhalte der Theorie 167
(c) Kritische Analyse der Inhalte 170
(aa) Unhintergehbarkeit der Selbstständigkeit 170
(bb) Vorrangstellung der Existentialität vor der Interexistentialität 171
(3) Schuldausgleich in Verbindung mit präventiven Zwecken nach Ernst Amadeus Wolff 174
c) Erläuterung des vernünftigen Sinns des Interexistentials der Strafe als gemeinsame rechtliche Form unserer Praxis zur Bewältigung von Verbrechen 178
aa) Das Strafen als ursprüngliche Praxisform und kommunikatives Interexistential 178
bb) spezifischer komplexer Sinn des Strafens als einseitig-feststellende Wiederherstellung des Anerkennungsgeflechts mit rechtlichen Mitteln 179
(1) Minderung des Rechtsstatus des Täters 179
(2) Wiederherstellung des Rechts und normbestätigende Wirkung gegenüber den Angehörigen der Rechtsgemeinschaft 181
(3) Bestätigung des Rechtsstatus des Tatopfers und Erledigung der Tat im Bereich möglicher wechselseitiger Gewaltausübung 183
(4) Strafen als kommunikativer Prozess 184
(5) Strafe als Rechtsinstitut 185
d) Zusammenfassung 185
4. Vernünftiger Sinn des Täter-Opfer-Ausgleichs als Versöhnungsprozess 186
a) Täter-Opfer-Ausgleich in der Praxis 186
aa) Entwicklung und Praxis des Täter-Opfer-Ausgleichs als Verfahren der Konfliktschlichtung 187
bb) Einbindung des Täter-Opfer-Ausgleichs in das Recht 191
b) Verhältnis der Interexistentiale Täter-Opfer-Ausgleich und Versöhnung 193
c) Paradigmen und wissenschaftliche Entfaltungen des Interexistentials der Versöhnung 194
d) Erläuterung des vernünftigen Sinns des Interexistentials des Täter-Opfer-Ausgleichs als Versöhnungsprozess nach einer Straftat 197
aa) kommunikative Aufarbeitung der Tat 197
(1) Verstehen der Tat 198
(2) Tat als gemeinsam erzählte Geschichte 199
(3) Selbstbehauptung 200
(4) Aufrichtigkeit 201
(5) Existenz, Interexistenz und Sprachlichkeit 201
bb) Reue und Sichentschuldigen 201
(1) Reue und das Paradox der Selbstständigkeit 201
(2) Sichentschuldigen: Äußern der Reue als kommunikativer Akt 203
(3) Aufrichtigkeit 204
cc) Verzeihen (Vergeben, Ent-schuldigen) 205
(1) Verzeihen, das Paradox der Selbstständigkeit und das Unverzeihliche 205
(2) Verzeihen als kommunikativer Akt (jemanden Ent-schuldigen) 208
(3) Aufrichtigkeit 209
dd) Bedeutung von Ausgleichsleistungen 211
ee) Versöhnung als wechselseitiger kommunikativer Prozess 213
(1) Versöhnung als wechselseitiger Prozess 213
(2) Versöhnung als Form der wechselseitigen Anerkennung oder Modus der kommunikativen Solidarität 215
(3) Faktische (A-)Symmetrien zwischen Täter und Opfer im Bewältigungsprozess 216
ff) Konfliktvermittlung durch geschulte Dritte 217
gg) rechtliche Regelung des Versöhnungsprozesses im Täter-Opfer-Ausgleich 219
(1) Faktische Sinnlosigkeit einer rechtlichen Pflicht zur Konfliktbeilegung im Täter-Opfer-Ausgleich 219
(2) Institutionelle Absicherung des Täter-Opfer-Ausgleichs 220
e) Zusammenfassung 221
5. Verhältnis von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich 222
a) eigenständiges Nebeneinander von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich 222
aa) eigenständiges Nebeneinander von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich als Ergebnis der Interexistentialanalyse 222
bb) Abgrenzung zu anderen Positionen zum Verhältnis von Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich 224
b) Wechselwirkungen zwischen Strafe und Täter-Opfer-Ausgleich am Beispiel des § 46a Nr. 1 StGB 225
aa) Regelung des § 46a Nr. 1 StGB und gesetzgeberische Motive 226
bb) Grundzüge der Anwendung des § 46a Nr. 1 StGB in der Rechtsprechung 227
cc) kritische Analyse 230
(1) Keine „Wiedergutmachung“ der Tat 231
(2) § 46a Nr. 1 StGB als vertypter Strafmilderungsgrund wegen eines bestimmten Nachtatverhaltens 231
(a) Aufrichtige Reue der Täterin und gelungene unmittelbar-persönliche Tatbewältigung als strafmildernder Umstand 232
(b) Kritik des § 46a Nr. 1 StGB als vertypter Strafmilderungsgrund 235
(c) Vorschläge zur systematisch-teleologischen Auslegung des § 46a Nr. 1 StGB 236
(d) Kritik des § 46a Nr. 1 StGB als Regelung des Täter-Opfer-Ausgleichs 239
(3) Eigenständige rechtliche Institutionalisierung des Täter-Opfer-Ausgleichs 240
c) Zusammenfassung 241
V. Kapitel: Zusammenfassung 242
1. Ertrag der Untersuchung 242
2. Zusammenfassende Thesen 245
Literaturverzeichnis 254
Sachverzeichnis 264