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Schnelle, E. (2014). Freiheitsmissbrauch und Grundrechtsverwirkung. Versuch einer Neubestimmung von Artikel 18 GG. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54137-9
Schnelle, Eva Marie. Freiheitsmissbrauch und Grundrechtsverwirkung: Versuch einer Neubestimmung von Artikel 18 GG. Duncker & Humblot, 2014. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54137-9
Schnelle, E (2014): Freiheitsmissbrauch und Grundrechtsverwirkung: Versuch einer Neubestimmung von Artikel 18 GG, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54137-9

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Freiheitsmissbrauch und Grundrechtsverwirkung

Versuch einer Neubestimmung von Artikel 18 GG

Schnelle, Eva Marie

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1260

(2014)

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About The Author

Eva Marie Schnelle wurde 1984 in Bremen geboren. Sie studierte Jura und Musikwissenschaft in Freiburg i. Br., Pisa und Leipzig, wo sie im Januar 2009 die Erste Juristische Prüfung mit einem rechtsgeschichtlichen Schwerpunkt ablegte. Danach war sie bis September 2011 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Verwaltungswissenschaften (Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Battis) an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Dort promovierte sie im Dezember 2012. Seit November 2011 ist sie Rechtsreferendarin am Kammergericht mit Stationen im Bundesministerium des Innern sowie der Kanzlei Redeker Sellner Dahs.

Abstract

An zentraler Stelle und dennoch vielfach unbekannt regelt das Grundgesetz in Artikel 18 die Verwirkung bestimmter Grundrechte im Fall ihres Missbrauchs zum Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Welche Konsequenzen eine solche Verwirkung jedoch zeitigt, lässt es offen. Auch das BVerfG, das sonst Dogmatik und Anwendung des Verfassungsrechts maßgeblich prägt, lehnte bisherige Verwirkungsanträge ohne weiterführende Begründung ab. Dessen ungeachtet hat sich die Literatur recht intensiv mit der Norm auseinandergesetzt. Neben der Lösung von Einzelfragen fehlt aber eine umfassende, sowohl theoretisch als auch praktisch überzeugende Interpretation der Norm. Sie bleibt vielmehr widersprüchlich. Warum etwa wird die Verwirkung erst durch das BVerfG ausgesprochen? Was gilt vorher und kann das Gericht mithin abstrakt über den Grundrechtsschutz des Einzelnen disponieren? In dieser Arbeit wird die These untersucht, dass erst die von der Grundrechtsdogmatik isolierte Betrachtung der Verwirkungsnorm als repressives Instrument des Verfassungsschutzes zu ihrer Unanwendbarkeit geführt hat. Versteht man Art. 18 GG dagegen lediglich als negative Facette des Grundrechtsschutzes, kann sie als weniger einschneidende Figur der Grundrechtsdogmatik fruchtbar gemacht werden.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 13
A. Hintergrund 23
I. Entstehungsgeschichte 23
1. Vorläufer von Art. 18 GG 24
a) Landesverfassungen 24
b) Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 26
c) Art. 48 Abs. 2 Satz 2 WRV 26
2. Entstehung von Art. 18 GG 28
3. Art. 18 GG als Abkehr vom Weimarer "Wertrelativismus" 33
II. Frühe Rechtslehre zur "militanten Demokratie" 36
1. Karl Loewenstein 36
2. Karl Mannheim 38
3. Hermann Jahrreiß 39
III. Die Entscheidung des Grundgesetzes für die streitbare Demokratie 40
1. Der Verfassungsschutz im Grundgesetz 41
2. Die Rechtsprechung zur streitbaren Demokratie 44
3. Die Literatur zur streitbaren Demokratie 47
4. Streitbare Demokratie und sozialer Wandel 49
IV. Legitimität des Verfassungsschutzes 51
V. Fazit 53
B. Voraussetzungen 55
I. Der Tatbestand des Art. 18 GG 56
1. Adressat der Verwirkungsnorm 57
2. Die freiheitliche demokratische Grundordnung 58
a) Die Auslegung des Begriffs in der Rechtsprechung 60
b) Die Kritik an der Rechtsprechung 60
c) Kritik an der Literatur und möglicher Interpretationsansatz 62
3. Der Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung 64
a) Zusammenhang mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung 64
b) Aggressives Verhalten als Voraussetzung 66
c) Gefahr und Gefährlichkeit 67
d) Fazit 70
4. Der Missbrauchstatbestand 71
a) Herkunft des Missbrauchsbegriffs 71
b) Die "zivilistische Theorie" 73
c) Die "spezifisch-verfassungsrechtliche Theorie" 75
d) Kritik an der herrschenden Lehre 76
5. Objekt des Missbrauchs 78
C. Verfahren 80
I. Antrag auf Feststellung der Grundrechtsverwirkung 80
1. Das politische Ermessen der Antragsberechtigten 80
2. Die Einleitung des Verfahrens 85
3. Der praktische Gebrauch von der Antragsbefugnis 90
II. Das Vorverfahren 91
1. Ablauf der Vorprüfung 92
2. Die Verfahren gegen Dienel und Reisz 94
III. Die Entscheidung des BVerfG 95
D. Verwirkung 97
I. Begriff und rechtliche Anknüpfung der Verwirkung 98
1. Der Begriff der Verwirkung 98
a) Die allgemeine und die spezielle Grundrechtsverwirkung 98
b) Funktionaler Vergleich mit dem zivilrechtlichen Verwirkungsbegriff 100
c) Ablehnung eines spezifisch verfassungsrechtlichen Verständnisses 102
d) Punktuelles und generelles Verwirkungsverständnis nach Gallwas 103
aa) Das punktuelle Verwirkungsverständnis 103
bb) Das generelle Verwirkungsverständnis 105
cc) Kombiniertes Verwirkungsverständnis 105
e) Das "missbrauchsbezogene Verwirkungsverständnis" als Alternative 106
2. Rechtswirkung des Verwirkungsausspruchs 108
a) Ablehnung der deklaratorischen Rechtswirkung der Entscheidung 109
b) Der konstitutive Charakter der Entscheidung 110
aa) Duplizität der Verwirkungsentscheidung 112
bb) Vergleich mit der Rechtswirkung des Parteiverbots 114
c) Eigener Erklärungsansatz 116
aa) Genetisch-systematische Argumentation 116
bb) Teleologische Argumentation: Strafprozessualer Charakter der Entscheidung 119
d) Auswirkung auf die rechtliche Einordnung des Verwirkungsausspruchs 120
3. Verhältnis der missbrauchten Freiheit zum verwirkten Grundrecht 121
a) Die Identitätslehre 121
b) Die "interne" Verwirkungsextension 122
c) Eigene Argumentation 125
4. Verwirkung anderer Grundrechte 126
a) Die verschiedenen Positionen 127
b) Lösung über die Grundrechtskonkurrenzen 129
c) Quasi-Verwirkung der Religionsfreiheit? 131
d) Fazit 138
II. Die Rechtsfolgen einer Grundrechtsverwirkung 139
1. Die Auffassungen Wernickes und v. Mangoldts 140
a) Wernickes Lehre vom Totalverlust der Grundrechte 140
b) Die Kommentierung v. Mangoldts 141
c) Gleichläufigkeit der beiden Ansichten 142
2. Die Ansicht Dürigs 145
3. Verwirkung nur der politischen Ausübungsmodalität 149
4. Die Verwirkung als Hindernis der Geltendmachung 151
a) Innentheorie vs. Außentheorie 151
aa) Die Siebertsche Innentheorie 152
bb) Argumente für eine Außentheorie des Rechtsmissbrauchs 154
b) Auswirkung der Außentheorie auf die generelle Verwirkungslehre 156
c) Konturierung der Verwirkung auf der Ebene der Rechtsfolgen 157
5. Konflikt mit anderen Grundrechtsbestimmungen 160
a) Nichtverwirkung der allgemeinen Handlungsfreiheit 160
aa) Art. 2 Abs. 1 GG als allgemeine Handlungsfreiheit 160
bb) Mögliche Lösungsansätze 162
b) Nichtverwirkung des Gleichheitssatzes 163
c) Wesensgehalt und Menschenwürdekern der Grundrechte 166
aa) Wesensgehalt, Art. 19 Abs. 2 GG 167
bb) Menschenwürdekern der Grundrechte 169
cc) Parallelisierung zum Grundrechtsverzicht 170
6. Fazit 172
III. Systematische und dogmatische Einordnung der Grundrechtsverwirkung 173
1. Art. 18 GG im Gefüge der Grundrechte 173
a) Begriffliche Abgrenzungen 175
b) Dogmatische Einordnung der Grundrechtsverwirkung 180
aa) Art. 18 GG als Grundrechtsschranke 181
bb) Art. 18 GG als Gewährleistungsgrenze 183
2. Einfluss auf Grundrechtsdogmatik und Grundrechtstheorie 184
a) Die Grundrechtsdogmatik 185
b) Die Grundrechtstheorie 187
3. Fazit 191
IV. Der Vollzug der Verwirkungsentscheidung 193
1. Folgen für Exekutive, Legislative, Judikative 194
2. Das Allgemeinheitsgebot 196
3. Der Vorbehalt des Gesetzes 198
4. Verfassungswidrigkeit von § 39 Abs. 1 Satz 3 und 4 BVerfGG 201
5. Verwirkung der Wählbarkeit und des Wahlrechts 204
6. Verwirkung der Asylfreiheit 209
V. Fazit 213
E. Kontextualisierung 216
I. Sperrwirkung von Art. 18 GG 217
1. Die erste Phase 218
a) Die Entscheidung des BVerfG zur Sperrwirkung 218
b) Weitreichender Ausschluss verwirkungsähnlicher Normen nach der Literatur 220
aa) Ausschlusswirkung nur des Tatbestandes oder nur der Rechtsfolge 220
bb) Konturierung der Rechtsfolge 222
cc) Parallelisierung zum Parteienprivileg 223
dd) Art. 18 GG als Schutz gegen jegliche Eingriffe in die politische Freiheit 224
2. Konflikt mit politischem Strafrecht und Polizeirecht 225
a) Das strafrechtliche Berufsverbot 226
b) Das Gefahrenabwehrrecht 227
3. Die zweite Phase 228
a) Weitere Entscheidungen des BVerfG 228
b) Das OVG Münster 231
c) Einengung der Sperrwirkung in der Literatur 233
aa) Fruchtbarmachung der generellen Verwirkungstheorie 233
bb) Gefahr und Prävention contra Repression 234
cc) Utilitaristische Argumentationen 236
d) Verwirkungsgleiche Rechtsfolgen 237
4. Eigener Lösungsansatz 238
a) Historische Auslegung 239
b) Teleologische Auslegung 240
c) Dogmatische Argumentation 240
d) Fazit 242
II. Verhältnis zu Art. 21 Abs. 2 und 9 Abs. 2 GG 244
1. Art. 21 Abs. 2 GG 245
2. Art. 9 Abs. 2 GG 246
3. Eigene Bewertung 248
4. Auflösung juristischer Personen 250
III. Verhältnis zu Normen des Landesverfassungsrechts 252
1. Art. 17 Abs. 2 LV Hessen 253
2. Art. 146 LV Hessen 254
3. Parallelität und Divergenz zu Art. 18 GG 256
4. Fazit 257
IV. Vergleich mit internationalem Recht 258
1. Auswirkungen der Verwirkungsentscheidung auf internationale Grundrechte 258
2. Unions- und völkerrechtliche Zulässigkeit der Grundrechtsverwirkung 259
a) Die Akzeptanz der streitbaren Demokratie auf internationaler Ebene 259
b) Art. 18 GG und die internationalen Missbrauchsregelungen 261
c) Art. 18 GG im Lichte von Art. 17 EMRK 263
3. Die Regelungen anderer Verfassungen 265
a) Art. 25 Abs. 3 Griechische Verfassung 266
b) Art. 14 Türkische Verfassung 267
c) Art. 55 Abs. 2 Spanische Verfassung 268
d) Zwischenergebnis 269
4. Fazit 270
F. Effektivität 272
I. Reale Bedeutung der Grundrechtsverwirkung 272
1. Entbehrlichkeit der Grundrechtsverwirkung? 273
2. Insuffizienz der Grundrechtsverwirkung? 275
3. Alternativen zur rechtlichen Extremistenbekämpfung 278
II. Das Monopol des BVerfG 281
G. Ausblick 284
I. Neuinterpretation 284
II. Neuformulierung 292
Zusammenfassung 294
Literaturverzeichnis 297
Sachwortverzeichnis 323