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Kotsoglou, K. (2015). Forensische Erkenntnistheorie. Der Inferentielle Kontextualismus und die Funktion der kontextrelevanten Zweifel im Strafverfahren – Zugleich eine analytische Perspektive zur Sachverhaltsfeststellungsdogmatik. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54555-1
Kotsoglou, Kyriakos N.. Forensische Erkenntnistheorie: Der Inferentielle Kontextualismus und die Funktion der kontextrelevanten Zweifel im Strafverfahren – Zugleich eine analytische Perspektive zur Sachverhaltsfeststellungsdogmatik. Duncker & Humblot, 2015. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54555-1
Kotsoglou, K (2015): Forensische Erkenntnistheorie: Der Inferentielle Kontextualismus und die Funktion der kontextrelevanten Zweifel im Strafverfahren – Zugleich eine analytische Perspektive zur Sachverhaltsfeststellungsdogmatik, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54555-1

Format

Forensische Erkenntnistheorie

Der Inferentielle Kontextualismus und die Funktion der kontextrelevanten Zweifel im Strafverfahren – Zugleich eine analytische Perspektive zur Sachverhaltsfeststellungsdogmatik

Kotsoglou, Kyriakos N.

Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 277

(2015)

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About The Author

Kyriakos N. Kotsoglou studierte Rechtswissenschaft und Kriminalwissenschaften an den Universitäten Thessaloniki, Athen und Frankfurt a.M. Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie an der Universität Freiburg (Abteilung: Rechtstheorie). Seine Schwerpunkte liegen im Bereich Strafverfahrensrecht und Strafrecht, Beweisrecht und -analyse. Er hat bereits Studien in mehreren Sprachen zu Themen wie das Beweiskriterium und die Verständigung im Strafverfahren, der Satz ›in dubio pro reo‹ sowie zu Grundlagefragen wie Rechtsvermutungen, Rechtsmethodik, Struktur von Rechtsdogmatiken etc.

Abstract

Die Beweiswürdigung stellt nach herrschender Meinung in der juristischen Literatur ein ›Geheimnis‹ des Tatrichters dar. Obwohl man in die Sollvorschrift des § 267 StPO eine Mussvorschrift hineinliest und anschließend eine Urteilsbegründung erfordert, ist es der Sachverhaltsfeststellungsdogmatik noch nicht gelungen, dem Tatrichter einen detailreichen Beweismechanismus bereitzustellen. Und die Antwort auf die Frage, was für Anforderungen an den Beweis zu stellen bzw. unter welchen Umständen die jeweiligen schuldausschließenden Alternativen als (un-)vernünftig anzusehen sind, wird der Willkür überlassen. Der Autor unternimmt einen intensiveren Zugriff auf den Beweiswürdigungsvorgang und arbeitet eine anpassungsfähige Begründungsstruktur heraus, die dem Tatrichter epistemische Rechte und Pflichten vorschreibt. Der hier vertretene Inferentielle Kontextualismus gelangt zu ähnlichen Ergebnissen wie die höchstrichterliche Rechtsprechung, versieht sie aber mit einer tragfähigen erkenntnistheoretischen Basis zwecks einer überprüfbaren Beweisanalyse.»Forensic Epistemology«

The present book tackles the question of what it means to raise a knowledge-claim about the guilt of the defendant in criminal adjudication and provide a reasoned verdict. Through careful examination of the use of concepts like ›knowledge‹, ›truth‹ and ›justification‹ it constructs a structure of justification for forensic evidence, which prescribes the epistemic rights and duties of the fact triers. Inferential Contextualism, i.e. the favored theory of justification, is defended against the charges of relativism and applied to various legal problems.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 18
Einleitung 21
Teil 1: Der Mythos des Gegebenen 26
A. Der Wille zur Wahrheit 26
I. Find the Facts and the Law is Easy 27
II. Erkenntnispessimismus oder gar Erkenntnisdepression? 30
III. Konstruktive und diagnostische Haltung 31
IV. Hoffnung auf Therapie? 32
B. Tracking: Der Wahrheit auf der Spur 33
I. Ein fremdes Prinzip? 36
II. Der antiphilosophische Affekt 37
III. Wozu braucht man Erkenntnistheorie? 37
C. Über plausible Missverständnisse 40
I. Zwei Antagonistinnen 41
II. Der faktenkontingente Charakter unserer (Streit-)Kultur 44
1. Gibt es einen gemeinsamen Nenner? 44
2. Epistemischer Zugang zur Welt und nicht Herstellung der Welt 45
D. Das Aus(t)räumen eines ‚Mythos‘ 46
I. Das Obama-Experiment 47
II. Das menschliche Wahrnehmen 48
1. Funktionalität des Wahrnehmens 50
2. Die Selektivität unseres Wahrnehmens 50
3. Das Flaschenhals-Modell 51
4. Näheres zum neuronalen Prozess 52
5. Top-down- und Bottom-up-Prozesse 54
III. Begriffsanwendung statt Wahr-Nehmung 55
E. Erster Einwand: Wilfrid Sellars und der „Mythos des Gegebenen“ 58
F. Zweiter Einwand: Die kognitive Intoleranz 60
I. Die einzig richtige Beobachtung: „Sehen Sie sich selber an!“ 60
II. „Catch me if you can“ 62
III. Das Video spricht zwar von alleine – Die Frage lautet freilich mit wem! 63
IV. Die entscheidungstheoretische Hybris 64
V. Zur juristischen Bescheidenheit 65
VI. Personenbezogene Beweiswürdigung und Akzeptanz des Urteils 66
G. Nochmals zur einzig richtigen Beobachtung: Die Ontologisierung der Begründung 67
I. Idealismus und Realismus. Tertium non datur? 68
II. Nochmals zum plausiblen Missverständnis 71
H. Fazit 74
Teil 2: Die Hauptprobleme der juristischen Wahrheitsdebatte 76
A. Die Hypothek der Korrespondenztheorie der Wahrheit 76
I. Eine Korrespondenztheorie der Wahrheit? 78
II. Das Steinschleuder-Argument gegen die KW 80
B. Semantische Theorie der Wahrheit 82
I. Über formale Sprachen 84
II. Void-for-Vagueness? 85
III. Rechtssprache und Indeterminiertheit 86
1. Zur Vagheit 86
2. Zur Mehrdeutigkeit 87
3. Die unabgeschlossene „Rechtswirklichkeit“ und die Offenheit der Sprache 88
4. „Zurück auf dem rauhen Boden“ 89
C. Fact-triers und Historiker 89
I. ‚Was‘-Fragen und ‚Wie‘-Fragen 90
II. ‚Entscheidungen treffen‘ im engeren und im weiteren Sinne 91
III. ‚Absence of Proof‘ und ‚Proof of Absence‘ 92
IV. Ist das denn alles, was uns trennt? 93
V. Mikro- und Makro-Perspektive 93
D. Der Primat der Erkenntnis 95
I. Benötigen wir eine Wahrheitstheorie? 96
II. Das theologische Genom der materiellen Wahrheit 97
1. Materielle Wahrheit und Jesus von Nazareth 100
2. Wovon reden wir eigentlich? 101
III. Ein Grabenkampf und die Stellung der Rechtswissenschaften 103
E. Eine verfehlte Unterscheidung 104
F. Das Ziel des Strafverfahrens: Die Falle der Wahrheit 109
I. Bohre nicht nach Erdöl, wo es keines gibt! 110
II. Die Situation des Ignoramus und die Situation des Wissenden 113
III. Duldungspflicht eines „Fehlurteils“? 114
IV. Die Handlungsanweisung des Ignoramus 115
G. Das Problem der Fehlurteile und Fehlurteile als Problem 116
I. Über Entscheidungen 117
II. Principle of total evidence: You should take account of everything you know 119
III. Fehlurteile in abstracto und Fehlverurteilungen in concreto 121
H. Lässt sich die Wissenschaftlichkeit aufrechterhalten? 123
Teil 3: Das System der freien Beweiswürdigung 127
A. Zur vermeintlichen Verpflichtung von § 244 II StPO zur materiellen Wahrheit 127
I. Die freie Beweiswürdigung als unsere epistemische Praxis 128
II. Die Genese des legalen Beweissystems 129
III. Die Abschaffung der Folter 133
IV. Das Flußbett verschiebt sich: Enttheologisierung der Wahrheit 136
B. Die Einführung der freien Beweiswürdigung 139
I. Zwischenergebnis 140
II. Das System der freien Beweiswürdigung 140
1. Der Common Sense 142
2. Conviction intime als geltendes System 144
a) Strafverfahren in Frankreich 145
b) Strafverfahren in den USA 146
III. Conviction ecrite mais pas raisonée! 147
IV. § 267 Abs. 1 S. 2 StPO und der sogenannte Indizienbeweis 148
C. § 267 als Sollvorschrift 150
I. Conviction raisonée als verfassungskonforme Auslegung des § 267 Abs. 1 S. 1 StPO 152
II. Begründungspflicht als epistemische Verantwortlichkeit 154
III. Zu einer Theorie der epistemischen Verantwortlichkeit 156
IV. Die doppelte Verlagerung: § 267 ← § 261 ← § 244 II 157
Teil 4: Auf der Suche nach einer Rechtfertigungstheorie 159
A. Der Primat der Rechtfertigung 159
B. Die Urteilsbegründung, eine Herkulesaufgabe? 162
C. Das Agrippa-Trilemma 166
I. Fundamentalismus 167
1. Die Vorannahme der „erkenntnistheoretischen Priorität“ 168
2. Zwei Einwände gegen den Erkenntnis-Fundamentalismus 169
II. Kohärentismus 170
III. Eine Zwischenbilanz. Fundhärentismus? 172
D. Moderne Skepsis: On the Slippery Slope to Scepticism 173
I. Das Prinzip des ausgeschlossenen Zweifels (PAZ) 173
II. Zwischen der Scylla (antiker) und der Charybdis (moderner) Skepsis 175
E. Der Epistemologische Kontextualismus: Ein Schmerzmittel gegen die Erkenntnis-Skepsis? 176
I. Zunächst eine Antwort auf eine bekannte Frage 179
II. Das klingt nach Relativismus 180
III. Welcher Relativismus? 181
IV. Kultureller Relativismus? 183
V. Ist kultureller Relativismus ein sinnvoller Begriff? 183
F. Der Epistemologische Kontextualismus 184
I. Semantischer Kontextualismus 185
II. Fred Dretske und das Modell mit den „Relevanten Alternativen“ 187
III. DAVID LEWIS – Pssst … Manche Zweifel kann man bloß ignorieren! 189
IV. Keith DeRose – Jetzt weiß ich – jetzt aber nicht! 192
V. Semantischer Kontextualismus: Eine Bilanz 195
1. Semantischer Kontextualismus und „ordinary language“ 195
2. ‚Wissen‘ als indexikalischer Begriff? 196
3. Der kontextualistische Wissensmechanismus 198
4. Die Kontinuitätsthese 199
a) Der Ansatz der „hohen Standards“ 200
b) Der Ansatz der „scheinbaren Allgemeinheit“ 200
5. Standards erhöhen oder Thema wechseln? 202
G. Inferentieller Kontextualismus 203
I. Eine Wittgensteinsche Perspektive 205
1. Theorielose Skepsis? 206
2. Die Hypothek der anti-skeptischen Rechtfertigungsstrategien 206
3. Der erkenntnitheoretische Realismus als Voraussetzung des substantiellen Fundamentalismus 207
II. Inferentieller Kontextualismus als Antidot 208
1. Das skeptische Potenzial des cartesianischen Projekts 209
2. Die Bewertung all unseres Wissens auf einmal 210
3. Der losgelöste Standpunkt 211
4. Die condicio humana Wittgensteins 212
5. „Im Anfang war die Tat“ 213
6. Zwischenfazit 215
H. Die theoretische Diagnose der antiken Skepsis 215
I. Die Voraussetzung des Prior Grounding Requirement 216
II. Die Argumentatiosstruktur als ‚loaded dice‘ 216
III. Der antike Skeptiker als kleines Kind 217
IV. Das „Weltbild“ als rechtfertigungsstiftender Faktor 219
V. „Gewissheiten“ als Angeln des inferentiellen Kontexts 220
VI. Ein Pyrrhussieg? 222
VII. Die Default-and-Challenge Strategie 225
1. Rechtstheorie als Wiege der Default-Logik 225
2. Wie führt man einen Defeater ins Spiel ein? 227
3. Die fünf kontextbestimmenden Parameter 228
a) Intelligibilitätsbeschränkungen – Die Grenzen des Sprachspiels 228
b) Methodologische Notwendigkeiten – Die Grenzen des inferentiellen Kontextes 229
c) Dialektische Faktoren 229
d) Ökonomische Faktoren – Die Wirtschaftlichkeit unserer epistemischen Praxis 229
e) Der fünfte kontextuelle Parameter: Ein externalistischer Bruch? 231
4. Evidentielle Rechtfertigung 232
5. Zu einer Tyrannei des Wissens? 233
6. Besteht der fünfte kontextuelle Parameter in der Rechtskräftigkeit? 234
I. Vernünftigkeitsvorstellungen als Kompass 235
I. Beweis jenseits kontextrelevanter Zweifel 236
II. Ein Zwischenfazit 238
III. Der inferentielle Kontext ist revisibel 239
IV. SED als Objekt revisionsgerichtlicher Prüfung 240
V. Kontext-Tief und Kontext-Hoch 241
J. Über den Status des Inferentiellen Kontextualismus 242
K. Die Suche nach Wahrheit 244
Teil 5: Rechtliche Anwendungen 246
Teil 6: Epistemic Engineering – Zur Präzisierung des inferentiellen Kontextes im Strafverfahren 249
A. Der Kontext des Strafverfahrens 249
B. Die Situation des Ignoramus 250
I. Die Strafe als Januskopf 251
II. Das Strafrecht dient zwei Zwecken 252
1. Die Befriedungsfunktion 253
2. Die Orientierungsfunktion 254
3. Das Strafrecht dient zwei gegenläufigen Zwecken 256
a) Kontext-Smax 257
b) Kontext-Lmax 257
4. Das sensible Gleichgewicht 258
III. Liberale und autoritäre Regime: Die Instrumentalisierung des Strafrechts 261
1. Sicherheitsorientierte Staaten 261
2. Freiheitsorientierte Staaten 262
3. Der kriminalpolitische trade-off 263
IV. Gesetzgebung und epistemische Praxis 265
C. Blackstone Revisited – Die Umsetzung der Kriminalpolitik 266
I. Grundintuitionen 268
II. Kognitive Täuschungen 269
III. Zweiseitiger Test 269
1. Modus: Möglichkeit 269
2. Normale Distribution 271
IV. Ein Strafverfahren – Wieviele IK? 278
Teil 7: „Anastasia“ – Über das Geheimnis der Zarentocher und die therapeutische Diagnose des Streits zwischen objektiven und subjektiven Beweismasslehren 280
A. Hoch lebe das neue Beweiskriterium! 280
I. Nochmals: Was ist eine therapeutische Diagnose? 281
II. Sollte uns diese Diagnose überraschen? 282
B. Die Beweismaßlehren 283
I. Das Gespenst in der Maschine 284
II. Die objektiven Beweismaßlehren 284
1. Der Ansatz Maassens 285
2. Der Ansatz Benders 286
3. Der Ansatz Hoyers 288
4. Ein Argumentum ad absurdum 290
5. Über Ungewissheit 291
III. Subjektive Beweismaßlehren 295
C. Was ist das Geheimnis des Anastasia-Falls? 296
I. „Anastasia“ und der inferentielle Kontext 297
II. Überzeugung wovon? 299
Teil 8: Das Kühne-Problem und die inferentiellen Kontexte im Ermittlungsvefahren 302
A. Das Kühne-Problem 302
I. Tatverdacht als Hebel des Ermittlungsverfahrens 303
II. Über das übliche Schmerzmittel der Rechtsdogmatik 303
III. Der Objektivitätszwang 305
B. Der Ansatz Kühnes 305
I. Über metrisierbare Strukturen 307
II. Tatverdacht und bzw. als epistemische Wahrscheinlichkeit 309
III. Ist der Gesetzgeber kontextualistisch gesinnt? 310
IV. Ermittlungsverfahren als Screening? 311
C. Erster IK: Anfangsverdacht 312
I. Informationen als Ursache und Grund des Ermittlungsverfahrens 312
II. Dialektische Faktoren 313
III. Nochmals über Default Rules 314
IV. Keine Defeater in SEDAV? 315
V. Ökonomischer Parameter 316
VI. Die Stigmatisierung des Verdächtigten als disutility 316
D. Zweiter Kontext: Untersuchungshaft – (nur) ein IK? 317
I. Der IK für den Erlass und der IK für die weitere Überprüfung der U-Haft 319
1. Zur Präzisierung des zweiten inferentiellen Kontextes: IK1 der U-Haft 321
2. IK2 der U-Haft 321
II. Zwischenfazit 322
E. Dritter inferentieller Kontext – Der „hinreichende Verdacht“ 323
I. Strafprozess als Bestrafung? 324
II. Über Gewissheit und Wissen 325
III. Fazit 326
Literaturverzeichnis 328
Sachverzeichnis 350